
Vielfalt in der Tech-Szene: Buzzword oder Business Case?
Diversity, Equity, Inclusion – kaum eine Veranstaltung, auf der diese Begriffe nicht fallen. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Schlagwörtern, die oft wie selbstverständlich in Pitches, Policy-Dokumenten und Unternehmenswerten auftauchen? Und was passiert, wenn man sie nicht nur als Trend, sondern als Treiber begreift?
Sophia Tran, Gründerin von Spotlight! GmbH, hat genau das getan – und eine Plattform geschaffen, die Vielfalt nicht nur fordert, sondern fördert. Ihre Geschichte ist eng verwoben mit der deutschen Startup-Szene, die lange Zeit vor allem eines war: homogen.
Der Weg in die Szene – und die Erkenntnis
Sophia Tran entschied sich nach dem Abitur bewusst für ein Elektrotechnikstudium – ein Feld, in dem Frauen bis heute stark unterrepräsentiert sind. Später vertiefte sie ihr Wissen mit einem Master in Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Marketing. Diese Kombination aus technischem Know-how und strategischem Denken ebnete ihr den Weg in die Tech-Szene – und offenbarte ihr schnell die strukturellen Ungleichgewichte der Branche.
„Ich war oft die einzige Frau im Raum“, erinnert sie sich. Besonders in technischen Kontexten fehlten diverse Perspektiven. Sophia erkannte: Es reicht nicht, wenn Innovationen nur unter immer gleichen Vorzeichen entstehen – entscheidend ist, wer Produkte entwickelt und welche Zielgruppen überhaupt mitgedacht werden.
Diese Erkenntnis war später der Ausgangspunkt für Spotlight! GmbH: eine Plattform, die nicht nur Start-ups fördert, sondern aktiv daran arbeitet, die europäische Tech-Landschaft diverser und inklusiver zu gestalten.
Doch was ist „Diversity“ genau?
Der Begriff Diversity wird häufig verwendet – aber selten erklärt. Wörtlich übersetzt heißt er Vielfalt. In Unternehmen meint er die bewusste Einbeziehung unterschiedlicher sozialer, kultureller und individueller Hintergründe. Es geht um Geschlecht, Herkunft, Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, soziale Herkunft – und vor allem darum, wie diese Unterschiede zu besseren Produkten, Prozessen und Teams führen können. Doch Vielfalt allein reicht nicht. Equity (Gerechtigkeit) und Inclusion (Einbeziehung) gehören untrennbar dazu. Denn Diversität entfaltet ihren Wert erst dann, wenn alle Stimmen gehört werden – und keine systematisch ausgeschlossen oder benachteiligt bleiben.
Ein Blick in die Gründungslandschaft zeigt, dass wir von dieser Realität noch weit entfernt sind: Laut dem Female Founders Monitor 2025, der jährlich vom Startup-Verband veröffentlicht wird, liegt der Anteil weiblicher Gründungspersonen in Deutschland bei nur 19,7 %. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren – doch besonders in technologiegetriebenen Start-ups sind Frauen weiterhin deutlich unterrepräsentiert.
Gerade in klassischen Tech-Branchen wie Software, Hardware oder KI fällt der Anteil weiblicher Gründerinnen besonders niedrig aus. So zeigen die Daten, dass nur rund 12 % der Start-ups mit technologischem Fokus von Frauen mitgegründet wurden – in reinen Frauenteams ist der Anteil sogar noch geringer. Zudem erhalten Start-ups mit rein weiblichen Teams im Schnitt nur rund 2,1 % des investierten Wagniskapitals, was auf strukturelle Ungleichgewichte im Zugang zu Finanzierungsquellen hinweist. Diese Zahlen spiegeln ein fundamentales Problem wider: Es fehlen nicht an Ideen oder Qualifikationen – sondern an gleichen Chancen, Sichtbarkeit und Unterstützung.
Diversity in der Tech-Szene bedeutet daher nicht nur, mehr Gründerinnen zu fördern – sondern auch, die Systeme zu hinterfragen, die bestimmten Gruppen den Zugang erschweren. Strukturelle Benachteiligung lässt sich nicht durch symbolische Maßnahmen lösen, sondern durch gezielte Förderung, faire Investitionsbedingungen und die Repräsentation vielfältiger Perspektiven in Entscheidungsgremien.
Aus der Erkenntnis wird ein Hub: Spotlight! Academy
Was also tun mit dieser Einsicht? Sophia Tran entschied sich zu handeln – und rief die Spotlight! Academy ins Leben. „Wir wollten nicht nur auf Probleme zeigen – sondern Lösungen schaffen, die in der Praxis funktionieren.“ Die Spotlight! Academy ist heute ein zentraler Lernort für praxisnahe Innovation und unternehmerisches Denken. Das Besondere: Sie verbindet das Know-how aus der Tech-Startup-Welt mit der Realität von Unternehmen, die sich wandeln wollen. In Workshops zu Themen wie Entrepreneurship, Intrapreneurship oder Corporate Venture Building werden konkrete Methoden vermittelt – immer mit einem klaren Fokus auf Diversity, Equity und Inclusion. Denn: Vielfalt ist kein „Nice to have“, sondern ein Innovationstreiber. Wer Produkte entwickeln will, die alle erreichen, muss auch Teams aufbauen, die alle Perspektiven abbilden.
Community statt Konkurrenz: Spotlight! Inclusive Tech Community
Neben der Academy entstand die Spotlight! Inclusive Tech Community – ein Raum für Austausch, Sichtbarkeit und gegenseitige Unterstützung. Hier treffen sich Gründer:innen, Entwickler:innen, Investor:innen und Vordenker:innen, die eines verbindet: der Wunsch nach einer gerechteren Tech-Welt. Statt Networking mit Ellbogen geht es hier um echtes Community-Building. Die Community schafft nicht nur Sichtbarkeit für unterrepräsentierte Talente, sondern bietet auch Zugang zu Fördermöglichkeiten, Mentoring und Veranstaltungen – oft dort, wo klassische Netzwerke versagen.
Warum das mehr als ein moralischer Appell ist
Viele Unternehmen behandeln Diversity noch immer wie ein Reputationsprojekt – etwas fürs Employer Branding oder den Nachhaltigkeitsbericht. Sophia Tran denkt weiter: Vielfalt ist wirtschaftlich sinnvoll. Zahlreiche Studien belegen: Diverse Teams sind kreativer, treffen bessere Entscheidungen und entwickeln Produkte, die breitere Zielgruppen erreichen. Kurzum: Wer Vielfalt ernst nimmt, steigert nicht nur die Zufriedenheit im Team – sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit.
Fazit: Vielfalt beginnt mit Haltung – und braucht Strukturen
Die Geschichte von Spotlight! macht deutlich: Es genügt nicht, das Wort Diversity in Leitbilder zu schreiben oder in Hochglanzpräsentationen zu erwähnen. Vielfalt entfaltet ihre Kraft nicht durch Absichtserklärungen, sondern durch konkrete Räume und Strukturen, in denen sie gelebt werden kann. Es braucht Orte, an denen Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Perspektiven und Potenzialen tatsächlich zusammenkommen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung oder Bildungsweg. Orte, die nicht nur Teilhabe ermöglichen, sondern aktive Mitgestaltung fördern.
Sophia Trans Ansatz versteht Vielfalt nicht als kurzfristigen Trend, sondern als langfristige Investition in die Innovations- und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die Spotlight! Academy ist dabei kein Allheilmittel – aber ein klares Signal. Ein Signal dafür, dass struktureller Wandel möglich ist. Und dass er beginnt, wenn Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, Barrieren abzubauen und neue Wege gemeinsam zu gehen. Denn echte Vielfalt entsteht nicht von allein. Sie braucht Haltung. Sie braucht Mut. Und sie braucht Strukturen, die Perspektivenvielfalt nicht nur zulassen, sondern gezielt fördern.
WEITERE INFORMATIONEN
Die Spotlight! GmbH gestaltet ein zukunftsorientiertes Startup-Ökosystem, das Vielfalt und Innovation vereint. Mit der Spotlight!
Academy, kuratierten Veranstaltungen und passgenauem Matchmaking vernetzt sie unterrepräsentierte Talente, Startups, Unternehmen und Investor*innen. Die Initiative richtet sich an alle, die technologischen Fortschritt inklusiv und nachhaltig mitgestalten wollen und Teil einer starken Community werden möchten.